„Mein Weg nach Deutschland – mein Weg ins deutsche Leben“

16.08.2018 07:00

Mangai Balagesaram kam 2016 von Kuala Lumpur nach Ottobrunn. Sie lernt Deutsch an der vhs SüdOst. Hier berichtet sie über ihren Weg nach Deutschland und ins deutsche Leben.


„Bevor man in ein Flugzeug steigt und in ein neues Land fliegt, sollte man nicht vergessen, das Wichtigste mitzubringen: die richtige Einstellung. Damit kann man glückliche Erfahrungen sammeln. Achtung auch auf Vorurteile! Sie sind möglicherweise nicht ganz wahr. Und sowieso ändert sich alles im Leben. Ich versuche, mich daran zu erinnern.

Also, was glaubte ich an Deutschland vor meiner Ankunft hier? Deutschland macht tolle Autos. In meiner Heimat Malaysia ist eine deutsche Automarke ein großes Statussymbol. Deutschland hat viele erfolgreiche Unternehmen. Ich glaubte, dass die Deutschen wahrscheinlich sehr hart arbeiten. Deutschland gewinnt normalerweise im Fußball. Meiner Meinung nach ist eine immer gewinnende Mannschaft zu langweilig. Deshalb habe ich Deutschland nie unterstützt.

Meine erste Deutschland-Erfahrung war 2006. Mein Mann hatte hier einen kurzen Vertrag. Es war ein schöner Sommer, besonders mit der Weltmeisterschaft. Deutschland war ein guter Gastgeber. Die Stimmung war wunderbar. Die deutsche Fußballmannschaft war großartig und ich habe mich in sie verliebt. Fast 10 Jahre später kehrte ich nach Deutschland zurück. Mein Mann hatte eine gute Gelegenheit mit seinem Job. Wir wollten auch, dass unsere Kinder Deutsch lernen. Ich habe entschieden, Deutschland zu genießen. Sicher, das wäre einfach! Aber in Deutschland zu wohnen ist ganz anders als Deutschland zu besuchen. Der deutsche Weg ist für Ausländer nicht einfach. Man muss das System kennen, aber es ist manchmal sehr kompliziert. Ich befand mich plötzlich in einer Welt voller Papierkram, Regeln und Ordnung. Selbst die Materialliste für die Schule war kompliziert! Es war schwer, unser Haus einzurichten. Ich bin keine Handwerkerin! In Malaysia werden die Möbel komplett gebaut und auch Handwerker sind nicht teuer. Fahren war auch eine Herausforderung. Die Regeln sind nicht die gleiche, in Malaysia, einer ehemaligen britischen Kolonie. Und dann kam die Sprache. Ich fand Deutsch fast unmöglich zu lernen! Jetzt, fast drei Jahre später, kenne ich den deutschen Weg. Es ist nicht immer einfach, aber es funktioniert gut. Ich recycle sorgfältig. Ich kenne die Auto - Fahrregeln. Aber ich mag mein Fahrrad lieber. Ich bin immer noch keine Handwerkerin und es gibt unfertige Arbeiten in meinem Haus. Aber ich bin zufrieden hier. Und wie gesagt, Vorurteile sind oft nicht ganz richtig: Die Autoindustrie ist gut, aber hat ihre Probleme, nämlich den Abgas-Skandal. Die Deutschen arbeiten klug, nicht hart. Eigentlich lieben sie ihre Freizeit. Die deutsche Fußballmannschaft kann schlecht spielen. Aber sie ist jetzt die Mannschaft, die ich liebe. Alles ändert sich im Leben, oder?“


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